Kaninchen als Haustier reiflich überlegen
Kanichen als Haustier – bitte reiflich überlegen!
Kleine Kaninchen sind ja so süß und knuddelig – verständlich dass Kinder und auch Erwachsene gerne gleich eines haben möchten. Aber Vorsicht ist geboten: Wie viele Kleintieren sind auch Kaninchen einfach und billig in der Anschaffung, aber teuer und anspruchsvoll in der artgerechten Haltung.
• Kaninchen können 10 Jahre und älter werden
• Kaninchen möchten in der Gruppe leben
• Kaninchen brauchen viel Bewegung, Auslauf und Abwechslung
In Tierheimen wimmelt es von Kaninchen, die unüberlegt und spontan angeschafft wurden und dann zu langweilig, zu lästig und zu teuer wurden. Viele werden auch vernachlässigt und fristen ein tristes, einsames Leben in viel zu engen Käfigen. Um die unüberlegte Anschaffung eines Kaninchens, vor allem auch zu Ostern zu verhindern, veröffentlichten wir folgenden Artikel im Gelben Blatt:
„Schokohase statt lebenden Kaninchen“
Penzberg – Schokohase und bunte Eier haben bei vielen Kindern ausgedient. Der Osterhase soll ihnen stattdessen ein echtes Kaninchen bringen. Der Tierschutzverein Penzberg warnt jedoch vor solchen Geschenken, auch wenn sich so manche Eltern dadurch erweichen lassen, dass die Kinder versprechen, sich um das Tier zu kümmern. Denn häufig bleiben am Ende viel Arbeit für die Eltern und ein vernachlässigtes Tier, das sein Dasein einsam im Käfig verbringt.
„Bevor es soweit kommt, sollte die Anschaffung eines Kaninchens wohl überlegt sein“, betont Silke Bertermann vom Tierschutzverein Penzberg. Den Eltern sollte bewusst sein, dass Kinder wohl kaum in der Lage sind, für acht bis zehn Jahre die Verantwortung für ein Tier zu übernehmen. Kaninchen würden zudem meist unterschätzt und häufig nicht artgerecht gehalten. Sie sind im Gegensatz zum bekannten Feldhasen keine Einzelgänger, sondern fühlen sich nur in Gruppen wohl. Wie bei jeder Tiergattung kommt es natürlich auch hier zu Rangkämpfen, vor allem wenn das Gehege nicht groß genug ist. Am liebsten sind Kaninchen draußen, sie graben gerne, nagen an Zweigen und Wurzeln und lassen sich auch gerne mal die Frühlingssonne auf den Bauch scheinen. Zum Schutz vor Marder und Fuchs ist es zudem wichtig, dass sich die Kaninchen jeden Abend in einen verschließbaren Stall zurück ziehen können.
Kaninchen als Haustier – bitte reiflich überlegen!“Bei der Kaninchenhaltung in der Wohnung muss man den Langohren erst recht viel Auslauf bieten“, sagt Silke Bertermann. Doch in der Wohnung lauern Gefahren: Nicht nur Pflanzen, die für das Kaninchen giftig sein können, sondern auch Stromkabel und vieles mehr. Die Wohnung müsse deshalb „kaninchensicher“ gemacht werden. Dies ist nicht immer ganz einfach und überall möglich. Auch dürfe man nicht „pingelig“ sein, denn Kaninchen nagen gerne an Stuhlbeinen, Fußleisten oder anderen Gegenständen. „Nicht alle Kaninchen sind auch wirklich geeignet für Kinder“, so Bertermann. Viele mögen es gar nicht, wenn sie hoch genommen und getragen werden. Sie schlagen mit den Beinen wild um sich und kratzen. Auch untereinander verstehen sich nicht immer alle sofort. „Eine Zusammenführung fremder Kaninchen muss schrittweise und langsam erfolgen. Das kostet Zeit, Geduld und Nerven“, weiß Silke Bertermann. Auch über die Fütterung muss man sich vorher ausgiebig informieren. Fertige Trockennahrung lässt die Tiere schnell verfetten. Auch nicht jedes Obst und Gemüse ist geeignet und kann schnell zu Erkrankungen führen. „Manchmal steht dann ein teurer Tierarztbesuch an“, so Bertermann.
Statt eines echten Kaninchens sollte nach Ansicht der Tierschützerin erstmal ein Buch über Verhaltensweisen und Haltung der Kaninchen ins Osterkörbchen gelegt werden. „Die Familie kann sich so über die Ostertage gemeinsam Gedanken machen, ob sie dem Kaninchen eine artgerechte Haltung bieten kann.“ Eventuell kann man auch erst einmal eine Urlaubsbetreuung von Kaninchen in der Nachbarschaft übernehmen. Sind die Eltern bereit, die Verantwortung für das Kaninchen ihres Kindes zu übernehmen, dann sollten sie sich zuerst im Tierheim umschauen. Überall warten die Langohren. „Vor allem nach Ostern werden viele Kaninchen in den Tierheimen abgegeben, da sich die Halter eben nicht ausreichend informiert und Gedanken gemacht haben“, sagt Silke Bertermann und rät deshalb: „Zu Ostern keine lebenden Kaninchen, sondern lieber Schokohasen verschenken!“ Wer sich trotz allem für ein Kaninchen entscheidet, dem steht der Tierschutzverein (Tel: 08802/901989) mit Tipps zur Verfügung, wie ein Kaninchengehege artgerecht zu gestalten ist.
(erschienen in: Gelbes Blatt, Penzberg, Mittwoch, 20.04.2011)