Eine Geschichte von ausgesetzten Rattenbabys

Auch Farbratten sind nette Haustiere und haben ein Recht auf Leben

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So fand ich die Kleinen in der Wiese Jemand klingelte bei mir an der Haustür und berichtete von einem Wurf „Mäuse“, die auf einer nahe gelegenen Wiese ausgesetzt worden seien. Ihre Farbigkeit unterscheide sie von wildlebenden Tieren. Ich ließ alles liegen und stehen, ging suchen und fand einen Knäuel sich verzweifelt zusammenkuschelnder winziger Samtfellchen. Schon ein Blick genügte um die Winzlinge als kleine Farbratten zu indentifizieren. Die Fünf waren geschätzte 10 Tage alt (geboren sind sie schätzungsweise um den 1.Juni), noch blind, völlig hilflos und schon etwas ausgekühlt.

Die Tierärztin stattete mich mit allem notwendigen Zubehör und vielen Tips aus und dann ging es an die erste Fütterung. Es war das reinste Chaos! Schon nach wenigen Minuten war die klebrige Aufzuchtmilch überall, nur nicht in den Babies. Sie waren so reichlichen Milchfluss und den Geschmack nicht gewohnt. Statt zu nuckeln, waren sie nur damit beschäftigt, sich die überschüssige Milch wieder weg zu putzen, zu zappeln und zu niessen. Mit unendlicher Geduld gelang es aber dann doch noch, jedem ein paar Tropfen der längst nicht mehr richtig warmen Milch einzuflößen. Damit nicht getan – nach dem Essen musste der Bauch massiert und die Babies gesäubert werden. Zwei Stunden später war ich erledigt und auch die Kleinen schliefen erschöpft auf der Wärmeflasche ein.

Die ersten Tage ging es dann so weiter – alle drei bis vier Stunden – mit je 5x Wiegen, Füttern, Massieren und Säubern. Berge von Papiertücher schmolzen dahin wie Schnee im Sommer. Doch mit jedem Mal gelang die Sache geordneter und auch die Rattis lernten schnell, richtig zu trinken. Alle bis auf eine, nämlich „Minni“, die nicht umsonst so heißt, denn sie war von Anfang an die Kleinste der fünf. Sie nahm nur einen Bruchteil der Menge die die anderen tranken und wurde zum Sorgenkind. Am dritten Tag war sie ziemlich schwach und die wachsende Haut hing irgendwie faltig an dem winzigen Rattenbaby, das nicht richtig zunahm. Die Rettung kam von der Tierärztin. Sie versorgte die Kleine mit einem immunstärkenden Mittel und Vitaminen und ab da ging es plötzlich steil bergauf. Sie erforderte zwar beim Füttern immer noch mehr Geduld als die anderen aber Minni wuchs, füllte ihre Haut wieder aus, war neugierig und zutraulich und wurde mein Liebling.

Mit 2 Wochen gehen die Augen auf ! Zum Glück entwickeln Rattenbabies sich rasant schnell, denn eine Handaufzucht so kleiner Säugetiere ist unendlich zeitraubend und anstrengend. Aber schon eine Woche später schauten sie aus ihren kleinen schwarzen Knopfaugen in die Welt und begannen, an festem Futter zu knabbern. Mit drei Wochen erfolgte die endgültige Umstellung auf ganz normales Rattenfutter. Schon nach der vierten Lebenswoche müssen die Geschlechter getrennt werden, da die bis dahin mausgroßen Rattenmädchen dann selbst schon wieder trächtig werden können. Also höchste Zeit für die Vermittlung, die auch nochmal viel Aufwand erforderte, denn Ratten zählen (zu Unrecht) nicht zu den beliebtesten Haustieren.

Die beiden Mädchen, Minni und Momo, fanden ein Plätzchen bei einem Penzberger Pärchen, die bereits zwei ältere Rattendamen haben und ihr Rudel gerne vergrößern wollten. Da sich für die drei Jungs Moppel, Mari und Mr.Brown, trotz intensiver Werbung niemand meldete, wurden sie in unserem Partner-Tierheim in Garmisch aufgenommen.

Vorsicht: Kleintiere aus Bau- und Gartencentern, von Börsen und Kleintiermärkten aber auch aus Zoofachhandlungen werden oft nicht sorgfältig nach Geschlechtern getrennt. Weibliche Tiere sind in vielen Fällen trächtig – dann hat man 6 bis 12 Tiere zum Preis von einem – Glückwunsch! Um diese Praxis nicht zu unterstützen, bitte solche Tiere NIEMALS kaufen. Die Tierheime und Notfallisten (im Internet) quellen über und dort achtet man schon aus eigenem Interesse sorgfältig auf die Verhinderung von Nachwuchs.

 

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