Die Geschichte von Kater Joschi

Verwahrloste Tiere – überforderte Menschen

Joschi wurde uns im September 2010 als Fall schlechter Haltung gemeldet. Leider bestätigten sich die Anschuldigungen bei der Überprüfung durch zwei unserer Mitarbeiter. Der kleine Kater, gerade mal ein halbes Jahr alt, lebte bei einem alkoholkranken, sehr starken Raucher in einem kleinen Dachzimmer mit nur einem einzigen Dachfenster. Zeugen berichteten, dass er geschlagen, getreten und am Schwanz durchs Zimmer geschleudert würde und dauernd erbärmlich miaute. Da der Besitzer überhaupt nicht einsichtig und sehr aggressiv war, riefen wir die Polizei und erstatteten Anzeige wegen Tierquälerei. Die Mühlen der Ämter mahlen langsam, daher konnten wir vorläufig nicht mehr tun, als Joschi die Daumen zu drücken, dass er durchhält. Anscheinend war der Besitzer vorgewarnt, als der Amtstierarzt endlich zwei Wochen später eine Kontrolle vornahm. Da plötzlich Futter und Wasser bereit stand und die Wohnung in Ordnung gebracht worden war, waren ihm die Hände gebunden und er konnte Joschi nicht beschlagnahmen. Die Schreckensmeldungen der Nachbarn über Saufgelage, Geschrei und den vernachlässigten Joschi rissen aber nicht ab und wir erstatteten im Januar 2011 erneut Anzeige.

Der Durchbruch kam endlich im April 2011, als Joschi stundenlang auf dem Hausdach ausgesperrt worden war und von der Feuerwehr gerettet werden musste, da die Sonne das Dach immer mehr erhitzte und er schon zu erschöpft war, um noch zu miauen. Ein Passantin hatte das Drama beobachtet und ihr gelang es, Joschi seinem Besitzer gegen ein „Trinkgeld“ von 50,- Euro abzuschwatzen.

Joschi hatte vom Nikotin verätzte Schleimhäute, blutiges Zahnfleisch, 2 schwarze Zähne und große Angst. Es dauerte über ein halbes Jahr bis er wieder ganz gesund war und noch länger, bis er die schreckliche Zeit verarbeitet hatte. Nach und nach wurde aus ihm jedoch bei seiner neuen Besitzerin ein verschmuster, temperamentvoller und ganz normaler Stubentiger.

Der ehemalige Besitzer bekam im Juni 2011 ein Tierhalteverbot und wurde zu einer Geldstrafe verurteilt.

2011

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